Chronik des Liederkranzes Molpertshaus
Liederkranz Molpertshaus 1905 bis 2005
Die Sängerbewegung, die sich auf Initiative des Musikprofessors Karl Friedrich Zelter und des Schweizers Hans Georg Nägeli im 19. Jahrhundert formierte, fand auch im schwäbischen Raum großen Anklang. Unter dem Einfluss des bekannten Tübinger Musikdirektors Friedrich Silcher (1789 bis 1860), von dem unter anderem die Lieder "Ännchen von Tharau" und "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten" stammen, wuchs die Zahl der Chöre zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Schwaben derart, dass bald in jedem Dorf ein Männerchor zu finden war.
So gab es auch in Molpertshaus das Bestreben, gleichgesinnte Männer zu dem Ziel
zu vereinen, der Pflege des deutschen Liedguts und der gemeinsamen Geselligkeit
zu dienen.
Im Februar 1905 gründeten fünf Männer einen Gesangverein. Diese waren:
Friedrich Nold, Brauerei, Roßberg
Josef Scheich, Mennisweiler
Georg Nold,
Restauration, Roßberg
Franz Gnannt, Molpertshaus
Josef Vogel, Roßberg.
Die Leitung des Chores übernahm Lehrer Landerer. In den folgenden Monaten
traten Josef Maierhofer vier Mennisweiler Bürger dem Chor bei. Diese waren:
Josef Maierhofer, Anton Fehr, Engelbert Rist und Anton Kaufmann.
So waren es - mit dem Dirgenten Landerer - im September 1905 zehn Männer die
die erste Generalversammlung hielten und in der Satzung festlegten:
§1:
"Zweck des Vereins ist die gesellige Unterhaltung zu pflegen und durch
Vortrag passender,
anständiger Lieder zu würzen, daher dem Volksliede ganz
besondere Pflege angedeihen zu
lassen."
Zum Vorstand wurde Friedrich Nold gewählt. Der Mitgliedsbeitrag wurde auf 30 Pfennig pro Monat festgelegt. Die Probenarbeit wurde sofort begonnen, wobei in der Woche zwei Singstunden abgehalten wurden. Nach dem ersten öffentlichen Auftritt des Vereins am 6. Januar 1906 in Brauereigaststätte Roßberg (mit Christbaumfeier, Theateraufführung und Liedeinlagen) und der Mitgestaltung der Fronleichnamsprozession im selben Jahr, musste der junge Verein nach der Versetzung von Lehrer Landerer nach Frittlingen die erste Krise bewältigen. Mehrere Monate gab es keinen Dirigenten. Bei der Generalversammlung am 27. Februar 1907 wurde dann allerdings mit Lehrer Johann Allmendinger ein Nacholger für den ausgeschiedenen Dirigenten gefunden. Die Vorstandschaft wurde erweitert, die Anschaffung einer Vereinsfahne vorgeschlagen, das Gasthaus "Hirsch" in Molpertshaus zum Vereinslokal bestimmt. Noch im selben Jahr konnte am 28. Juni 1907 die Fahnenweihe gefeiert werden. Wie es in der Chronik heißt, hat bei dieser, die mit Böllerschüssen um 4 Uhr morgens eröffnet wurde, der Patenverein Bergatreute und die "Militärkapelle"(!) Molpertshaus mitgewirkt.
Im August 1908 gab es den ersten Vereinsausflug mit 40 Mitgliedern, die nach Appendorf (Landkreis Biberach, Gemeinde Hochdorf), dem Geburtsort des aktiven Mitglieds und späteren Vorstands Franz Gnannt, fuhren. In den folgenden Jahren war der Liederkranz, gemeinsam mit dem Kirrchenchor, sehr aktiv. Er gestaltete quasi das kulturelle Leben im Dorf, nahm bei befreundeten Chören an deren Festlichkeiten teil und ließ auch die Geselligkeit nicht zu kurz kommen. So wird u. a. von einer Schlittenfahrt zum Patenverein nach Bergatreute berichtet. Zudem veranstaltete der Liederkranz am 18. Februar 1912 zum ersten Mal gemeinsam mit dem Kirchenchor eine Faschingsfeier im Brauereisaal. Der Eintritt lag damals bei 30 Pfennig. Im Jahre 1914 kommt die Vereinstätigkeit mit Beginn des Ersten Weltkriegs, bei dem viele Sänger einrücken mussten, fast zum Erliegen.
Nach dem Ersten Weltkrieg - der Verein blüht förmlich auf
Nach dem Tod von Vorstand Friedrich Nold im Jahre 1917 ist es Vizevorstand Franz
Gnannt, der 1918 die Mitglieder wieder zu einer Versammlung einlädt und so den
Verein wieder neu belebt. Er wird im gleichen Jahr zum Vorsitzenden gewählt. Im
März 1919 gibt es in der Fasnet wieder einen geselligen Unterhaltungsabend.
1924 wird Lehrer Hermle, Dirigent von 1922 bis 1924, zum ersten Ehrenmitglied
ernannt. Im gleichen Jahr tritt der Verein dem Oberschwabengau im Schwäbischen
Sängerbund bei. Der Verein hat damals 25 aktive Mitglieder, die beim Wettsingen
in Waldsee anlässlich des XII. Gauliederfestes ein respektables
"befriedigend" erreichen. Im Februar 1925 beschließt die
Generalversammlung, dass im Bräuhaus Roßberg eine Theaterbühne mit Kulissen
erstellt werden soll. Mit dem Theaterstück "Im Krug zum grünen
Kranze", das offensichtlich ein großer Erfolg wurde, wurde die
Theatertradition des Vereins begründet. Diese hielt bis in die 90-er Jahre an.
Bei den Primizfeiern von Anton Birkenmaier am 1. April 1929 und bei der Primiz von Sebastian Birkenmaier am 18. Juli 1937 wirkte der Liederkranz selbstverständlich mit. Das 25-jährige Jubiläum des Vereins wird am 16. Juli 1932 wegen der hohen Arbeitslosigkeit in kleinem Rahmen gefeiert. Dieses und das 50-jährige Jubiläum des Vereins am 28. Juli 1957 wurden übrigens nach dem Datum der Fahnenweihe am 28. Juni 1907 errechnet. Das eigentliche Gründungsdatum ist allerdings im Jahre 1905.
Zäsur für den Verein - der Zweite Weltkrieg und das Wiederaufleben des
Vereinsgeschehens
Über die Zeit des Zweiten Weltkriegs ist in der Festschrift anlässlich des
75-jährigen Jubiläums Folgendes zu lesen: "August 1939: Der 2. Weltkrieg
bricht aus. Wie vor 25 Jahren werden die meisten Sänger zu den Waffen gerufen.
Das Vereinsleben leidet schwer unter den Kriegswirren und ein neuer Tiefpunkt
ist die Folge. Ein Singen mit den zurückgebliebenen aktiven Mitgliedern ist
nicht mehr möglich. Seinen Sängern, die an den Fronten kämpfen, schickt der
Verein Verpflegungspäckchen. Um den Liederkranz über die Kriegsjahre zu
retten, werden noch 1942 regelmäßig jährliche Versammlungen abgehalten."
Von den Jahren 1942 ist in der Chronik nichts berichtet.
Die erste Generalversammlung seit 1942 tritt erst wieder am 14. Mai 1950 zusammen. Friedrich Nold wird Vorstand. Der seitherige Vorstand Josef Maierhofer wird wegen seiner Verdienste zum Ehrenvorstand ernannt. Das Vereinsleben erfährt wieder neue Impulse. Die zahl der Aktiven wächst. Das kulturelle Leben im Dorf wird stark vom Männerchor geprägt: Investitur von Pfarrer Heinzmann im Jahre 1950, Kriegerdenkmaleinweihung im Jahre 1954, Fahneweihe des Musikvereins im Jahre 1963, Einweihung des Sportplatzes im Jahre 1964, die Primizfeiern von Adolf Schuhmacher (1966) und Norbert Hecht (1978) und die Begrüßungsfeier für Pfarrer Marzell Kling (1971) sind nur einige der Anlässe, bei denen der Liederkranz mitwirkte. Neben freudigen Ereignissen mussten die Sänger aber auch schwere Stunden bestehen. So kamen die jungen Sänger Ernst Nold (1967), Walter Hager (1968) und Fähnrich Siegbert Müller (1968) alle auf tragische Weise ums Leben. Schon am 5. November 1962 verstarb mit 60 Jahren Friedrich Nold, der bis zu seinem Tod Vorstand des Vereins und ein besonders rühriger Sänger war.
Der Männerchor wird zum gemischten Chor
Aufgrund des Sängermangels gab es im Jahre 1972 eine einschneidende
Veränderung im Verein. Der seitherige Männerchor wurde in einen gemischten
Chor umgewandelt. Aufgrund des krankheitsbedingten Ausfalls des damaligen
Dirigenten Hermann Rudolf übernahm der Kirchenchordirigent Markus
Birkenmayer auch den Liederkranz. Er brachte dann im Jahre 1972 auch die meisten
Frauen aus dem Kirchenchor in den Liederkranz mit ein.
Am 17. September 1976 werden anlässlich eines Kirchweihkonzerts im Bräuhaus
den Sängern Josef Deiss, Josef Liebrich, Konrad Liebrich und Robert Maucher
für 30-jährige aktive Mitarbeit Ehrrungen zuteil. Franz Wächter erhält die
Auszeichnung für 25 Jahre.
Das 75-jährige Jubiläum vom 13. bis 16. Juni 1980
Unentwegt - so heißt es in der Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum -
sind so Chor und Verein durch die 75 Jahre ihres Bestehens gegangen, haben ihre
Mitglieder und Bürger der Pfarrgemeinde mit unerschöpflicher Kraft ihres
Wirkens von der Wiege bis zum Grab begleitet. Wenn der Liederkranz Molpertshaus
sein 75-jähriges Gründungsjubiläum feiert, will er in das allgemeine
Bewusstsein bringen, dass es schon über so viele Jahre hinweg in unserem Ort
Männer und Frauen gegeben hat, die sich der Aufgabe verpflichtet fühlten,
durch Lied und Gesang die Welt menschlicher und die Heimat heimatlicher zu
machen und die im Zusammenschluss dieser kulturellen Aufgabe dienen. Er will
gleichzeitig einer weiten Öffentlichkeit zeigen, wie er mit gutem Erfolg
bemüht war und weiter bemüht ist, diese geschaffenen Tradition fortzusetzen
und die Kirchengemeinde zu erhalten.
Unter der Schirmherrschaft von Landrat Dr. Guntram Blaser wurde das Fest vom 13.
Juni bis 16. Juni 1980 gefeiert. Beim Festbankett wirkten die Musikkapelle
Molpertshaus unter der Leitung von Dirigent Alfons Weiß, der Liederkranz
Molpertshaus unter der Leitung von Rektor a. D. Hermann Rudolf sen., der
Kirchenchor Berg unter der Leitung von Hermann Rudolf jun., der MGV Liederkranz
Kreßbronn unter der Leitung von Edwin Rudolf und der Liederkranz Bad Wurzach
unter der Leitung von Gerhard Rudolf mit. Am Sonntagnachmittag, 15. Juni nahmen
insgesamt acht Chöre an einem Konzertsingen teil (aus Eintürnen, Reute,
Bodnegg, Alttann, Bainefurt, Seibranz, Bad Waldsee und Bergatreute).
Gerhard Rudolf übernimmt die Leitung des Liederkranzes für seinen
verstorbenen Vater
Wenige Tage nach dem 75-jährigen Jubiläum stirbt der langjährige Dirigent
des Liederkranzes Molpertshaus Hermann Rudolf. Er dirigierte den Chor von 1959
bis 1971 und von 1978 bis 1980. Am 26. Juni 1980 wird er zu Grabe getragen.
Am 13. Juli 1980 erklärt sich Gerhard Rudolf bereit, den Chor "bis auf
weiteres" zu leiten. Zum Jubiläum im Jahre 2005 werden es 25 Jahre sein,
die Gerhard Rudolf mit viel Engagement und musikalischem Feingespür die
Tradition des Liederkranzes bewahrt haben wird. Das Theaterspiel an Weihnachten
1980 lautet: "Durch Wettergewalt zum Sonnenglück".
Die Ära Herbert Welte beginnt
Nach dem Dirigentenwechsel im Jahre 1980 steht 1981 eine erneute Zäsur in
der Geschichte des Liederkranzes an. Bei der Jahreshauptversammlung tritt Josef
Liebrich, sen. nicht mehr an. Für ihn übernimmt der damals 24-jährige Herbert
Welte aus Mennisweiler das Amt des Vorsitzenden des Vereins. Auch der Zweite
Vorsitzende, Franz Rist tritt nicht mehr an. Josef Liebrich, der von 1963 bis
1981 Erster Vorsitzender war, erklärt sich bereit, den Stellvertreterposten zu
übernehmen. Für den verstorbenen Hans Gnannt (passiver Ausschuss) wird
Fridolin Koch gewählt. Neben einem Sängerausflug in die Schweiz im September
und dem traditionellen Kirchweihkonzert, wirkt der Liederkranz auch beim
musikalischen Wochenende im Rahmen der Eröffnungswochen des renovierten
Kursaals der Stadthalle Bad Waldsee mit einem Konzert am 25. Oktober 1981 mit.
Die Jahreshauptversammlung am 4. April 1982 bringt eine Erweiterung der
Vorstandschaft mit sich. Josef Deiss lässt sich zwar nicht mehr in den aktiven
Ausschuss wählen, dafür wird nun die Vorstandschaft dadurch erweitert, dass
alle Stimmen im aktiven Ausschuss vertreten sein sollen. Neben Josef Albrecht
und Robert Maucher, die zuvor schon im Ausschuss waren, kommen so Ida Holzwarth,
Elfriede Russ und Konrad Liebrich dazu. Am 28. Mai 1982 wirkt der Liederkranz
bei der Sportplatzeinweihung des FV Molpertshaus mit. Der Sängerausflug geht
nach Österreich, das Theaterspiel an Weihnachten 1982 lautet: "Und die
Berge schweigen".
Am 2. Juni 1984 heiratet erstmals in der Geschichte des Liederkranzes ein
Sänger eine Sängerin (Siegfried Detzel und Wilma Kraft). Ende August 1984
beteiligt sich der Liederkranz ebenfalls zum ersten Mal am Altstadtfest in Bad
Waldsee. Ansonsten steht im September 1984 das Wasserfest im Gasthaus Adler an,
bei dem die Einweihung der Wasserversorgung für Mennisweiler gefeiert wird.
Georg Nold erhält beim Herbstkonzert im Bräuhaus die Ehrennadel in Gold mit
Band für 60 Jahre aktives Singen.
Im Jahr 1985 erhält Josef Liebrich die "Ehrennadel des Landes
Baden-Württemberg". Der Liederkranz beteiligt sich an einem
"Kritiksingen" in Ravensburg. Das Herbst- und Weinfest im Oktober in
der Maschinenhalle Neyer in Mennisweiler wird wohl zum letzten Mal veranstaltet.
Am 15. Januar 1986 wird Markus Birkenmayer, Ehrenmitglied und Chorleiter des
Liederkranzes von 1971bis 1978 beerdigt.
Doppeltes Pech beendet Theatersaison
Beim Theaterspiel an Weihnachten 1986 ereignet sich eine Kuriosität. "Der
Knecht vom Eichenhof" stand offensichtlich unter einem ungünstigen Stern.
Nachdem Hauptdarsteller Karl-Friedrich Kieble sich eine Zerrung am Knie zugezogen
hatte, wurde dieser durch Franz Frick errsetzt. Bei der nächsten Vorstellung
verletzte der sich ebenfalls und musste mit dem Krankenwagen abtransportiert
werden. So wurde die Theatersaison 1986 schon nach der 3. Aufführung beendet.
Liederkranz im Radio
Am 20. März 1988 ist der Liederkranz im Radio zu hören. Der Südwestfunk
Tübingen überträgt das "Morgenläuten aus Molpertshaus". Der
Liederkranz ist mit zwei Liedvorträgen dabei.
Ansonsten umrahmt der LK die Verabschiedung von Ottmar Oberhofer im Waldseer
Kursaal im Februar 1988, feiert beim Straßenfest in Molpertshaus anlässlich
des Abschlusses der Dorfsanierung im Juni mit und ist beim 125-jährigen
Jubiläum des Liederkranzes Bergatreute und beim 150-jährigen Jubiläum des
Liederkranzes Wangen dabei.
Im Dezember 1989 wird Georg Nold, der 65 Jahre lang aktives Sängermitglied und
Ehrenmitglied des Vereins war, beerdigt.
Bei der Jahreshauptversammlung am 10. März 1991 wird Johannes Luibrand zum
Zweiten Vorsitzenden gewählt, nachdem Josef Liebrich sich nicht mehr zur Wahl
stellte. Der Musikverein feiert im Juni 1992 sein 70-jähriges Jubiläum und
richtet das 11. Bezirksmusikfest aus. Der Liederkranz beteiligt sich musikalisch
und mit einem Lyrawagen am Festumzug.
Nachdem in den früheren Jahren der Sängerball in der Fasnet und das
Kirbekonzert im Herbst zu den kulturellen Höhepunkten im Liederkranzkalender
gehörten, wird 1994 erstmals gemeinsam mit der Musikkapelle ein
Frühjahrskonzert in der Festhalle in Haidgau veranstaltet. 1994 verstirbt Hugo
Sauter, Ehrenmitglied und langjähriger Kassier des Vereins.
Bei der Altarweihe in der renovierten Pfarrkirche St. Katharrina singt der
Liederkranz die "Missa in C" von Charles Gounod. Weihbischof Bernhard
Rieger zelebriert den Gottesdienst.
Im Jahre 1996 werden Josef Liebrich und Adelbert Oberhofer zu Ehrenmitgliedern
des Vereins ernannt.
1997 endet die Tradition der Sängerbälle des Liederkranzes. Erstmals wird am
7. Februar 1997 ein "Ball der Vereine" zusammen mit dem Musikverein im
Gasthaus Adler organisiert. Die Sängerbälle waren bis zuletzt im Bräuhaus in
Roßberg. 1997 machen erstmals 14 Mädchen und Jungen aus der Kirchengemeinde
Molpertshaus beim Jugendchor Eintürnen mit.
1998 wird der Mitgliedsbeitrag von 10 auf 15 Mark erhöht. Im Oktober 1998
stehen zahlreiche Ehrungen an. Unter anderem werden Robert Maucher, Josef
Liebrich und Josef Deiss für 50-jährige Mitgliedschaft geehrt. Franz Wächter
ist seit 45 Jahren beim Liederkranz dabei. Per Hausbesuchen werden neue Sänger
und Sängerinnen geworben. Bei der Schnuppersingstunde am 26. November 1998
kommen gleich sechs Frauen zum Liederkranz dazu.
Im Jahr 1999 wird im Januar die Investitur von Pfarrer Ludwig Beitel gefeiert,
im Februar erfolgt die Amtseinsetzung von Bürgermeister Gerd Gröschl in
Wolfegg. Bei der Jahreshauptversammlung gibt es mit Rudolf Lay, Othmar Senn,
sen., Hans Mayerhofer, Albert Spieß und Robert Maucher weitere Ehrenmitglieder.
Im Herbst wird die Tradition der Kirbekonzerte mit dem Jugendchor Eintürnen im
Gasthaus Adler noch einmal belebt.
Josef Deiss stirbt während der Singstunde
Am 29. Juni 2000 verstirbt Josef Deiss in der Singstunde an Herzversagen.
Mit dem Tod von Franz Rist, Ehrenmitglied und langjähriger Vize-Vorstand des
Vereins muss der Verlust eines weiteren verdienten Mitglieds verkraftet werden.
Im Februar 2001 wird Ehrenvorstand Josef Liebrich beerdigt. Der Vorsitzende des
Vereins, Herbert Welte, bekommt vom Oberschwäbischen Sängerbund dei Ehrennadel
in Silber für 20-jährige Tätigkeit als Erster Vorsitzender. Der
Vereinsbeitrag wird erneut erhöht und zwar von 15 Mark auf 10 Euro. Alfons
Thoma, Ferdinand Schad und Friedrich Kieble werden zu neuen Ehrenmitgliedern
ernannt. Am 2. Dezember 2001 gibt es das erste "Adventliche Singen und
Musizieren" in der Pfarrkirche Molpertshaus.
Im Jahr 2002 werden Oskar Lohr sen., Fran Müller und Helmut Metzler, im Jahr
2003 Franz Wächter, Albert Stöckler und Ferdinand Liebrich und schließlich im
Jahr 2004 Josef Miller zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Neuen Herausforderungen stellt sich der Liederkranz beim Auftritt beim Wolfegger
Weihnachtsmarkt im Winter 2002 und bei der Mitwirkung eines Projektchores in Bad
Wurzach im Jahr 2003.
Am 12. März 2004 wird Ida Holzwarth beerdigt. Sie war Ehrenmitglied des Vereins
und seit der Umwandlung des Männerchores in den gemischten Chor im Jahre 1972
aktive Sängerin. Erwin Sonntag möchte nach 35 Jahren sein Amt als
Fähnrich des Vereins abgeben und erhält bei der Jahreshauptversammlung 2004
eine Urkunde. Neu in der Fahnenmannschaft wird Franz Maucher gewählt. Die
Sitzungen der Vorstandschaft stehen das ganze Jahr über nun eindeutig im
Zeichen der bevorstehenden 100-Jahr-Feier. Im März 2005 werden Klara Oberhofer
und Karl Erb zu Ehrenmitgliedern ernannt.
100 Jahre
Der Liederkranz Molpertshaus wurde 1905
gegründet. Das war vor 100 Jahren. 100 Jahre sind auf die Geschichte der
Menschheit oder gar auf die Geschichte unserer Erde bezogen ein verschwindend
kurzer Zeitraum. Für uns Menschen als Individuum sind 100 Jahre eine schon eher
als lang empfundene Zeitspanne, zumal es nur wenigen vergönnt ist, diesen
Zeitraum zu "erleben". Was sich in den vergangenen 100 Jahren alles
verändert hat wird einem erst so recht bewusst, wenn man in den Protokollen aus
der Anfangszeit unseres Vereins liest. Da fällt zunächst auf, dass sich der
Wert des Geldes im Laufe dieser hundert Jahre immer wieder verändert hat.
Besonders in der Zeit von 1918 bis 1923 musste der Mitgliedsbeitrag in kurzen
Abständen mehrmals nach oben korrigiert werden. Eine Folge der damals großen
Inflation. In den Gründungsstatuten wurde ein Monatsbeitrag von 30 Pfennig für
jedes Mitglied festgelegt. In einer Statutenänderung vom 27. Februar 1907 wird
ein Jahresbeitrag von 2 Mark beschlossen. 1920 wird dieser auf 4 Mark und 1922
auf 8 Mark angehoben. Als Eintrittspreis für die
Christbaumfeier 1909 wurde im Adlersaal Molpertshaus 30 Pfennig verlangt.
Seltsamer Weise musste im Bräuhaus Roßberg für dieselbe Veranstaltung 40
Pfennig bezahlt werden. Eine Christbaumfeier war ein geselliger Abend, meist
Anfang Januar, zu dem die gesamte Bevölkerung eingeladen wurde und, ähnlich
einem Konzert, der Chor ca. 10 Lieder vorgetragen hat. Hinzu kam noch die
Aufführung von ein bis zwei theaterähnlichen Stücken. Diese Christbaumfeiern
wurden so gut besucht, dass oft die Säle der beiden Gasthäuser überfüllt
waren und Besucher wieder nach Hause geschickt werden mussten.
Dass elektrischer Strom zu jener Zeit noch etwas ganz besonderes war, geht aus
einem Zeitungsartikel über die Christbaumfeier 1913 hervor. Dort wurde
geschrieben: "Gestern hielten der Liederkranz und Kirchenchor Molpertshaus
im schön elektrisch beleuchteten Saale der Brauerei Roßberg ihre
Christbaumfeier." Überhaupt sind viele Errungenschaften unserer heutigen
Zeit damals noch unvorstellbar. Es gab noch keine Autos. so folgte man der
Einladung zur Fahnenweihe unseres Nachbarvereins Liederkranz Eintürnen und ging
zu Fuß dort hin. "Abmarsch 12 Uhr mittags von Molpertshaus aus."
steht in den Protokollen. Auch Telefone, Fax-Geräte, Kopierer, Schreibmaschinen
oder gar Computer waren zu jener Zeit noch nicht denkbar.
Die Protokolle und Berichte über das Vereinsgeschehen wurden von Anfang an bis
in die 60-iger Jahre handschriftlich in der, gemeinhin als "deutsche
Schrift" bezeichneten, "Sütterlin-Schrift" niedergeschrieben.
Diese Schrift wird seit 1940/41 nicht mehr an den Schulen gelehrt und daher wird
es immer schwieriger jemanden zu finden, der diese alten Aufzeichnungen zu lesen
vermag.
Aus Anlass des 100sten Geburtstages des Liederkranzes Molpertshaus veranstalteten die Sängerinnen und Sänger vom 17.06. - 20.06.05 ein großes Sängerfest.
Unser bisheriger Dirigent, Herr Gerhard Rudolf gibt nach 34 Jahren, altershalber das Amt zum 01.Mai 2014 ab. Wir Sänger finden es sehr schade, aber wir gönnen Ihm seinen wohlverdienten Ruhestand.